Worum geht es bei einem spirituellen Lehrer? Was ist wichtig?
Es gibt eine Unmenge an Projektionen auf spirituelle Lehrer, die zu den verrücktesten Forderungen des Egos der Sucher führen. Manch einer glaubt z.B., ein spiritueller Lehrer müsse zölibatär leben. Andere wiederum fordern, ein spiritueller Lehrer müsse vegan sein. Einige erwarten auch, ein spiritueller Lehrer müsse permanent weiße Kleidung und einen langen Bart tragen.
Bestimmte Frauen glauben gar, ein spiritueller Lehrer sei bestimmt ein ganz toller Liebhaber und tun alles dafür, um sexuelle Kontakte mit ihrem Guru herzustellen. Weit verbreitet ist auch der Glaube, ein spiritueller Lehrer müsse Wunder vollbringen, also z.B. heilerische Fähigkeiten haben oder Dinge materalisieren können.
Tatsächlich gibt es aus meiner Sicht nur einen einzigen Faktor, der tatsächlich in Deiner Begegnung mit einem spirituellen Lehrer wichtig ist.
Video – Wer ist der richtige spirituelle Lehrer für Dich? – Antwort in einer Minute!
Was suchen die meisten Menschen tatsächlich in ihrem spirituellen Lehrer?
Die meisten Menschen, die einen spirituellen Lehrer zu suchen glauben, suchen in Wirklichkeit nach ihrem Vater. Und zwar nach einem Ideal-Papa. Er soll allwissend sein – wie kleine Kinder das ganz natürlich auf ihre Eltern projizieren – und von Grund auf gut. Tatsächlich ist kein Mensch in der Lage, diese Projektion zu erfüllen, was in der Regel dann früher oder später zu Enttäuschungen im Ego der Schüler führt, wenn ihr spiritueller Lehrer nicht die Erwartungen ihrer Vater-Projektionen erfüllt und sich als Mensch mit ganz gewöhnlichen menschlichen Charaktereigenschaften erweist und z.B. auch mal wütend, lüstern oder unehrlich ist.
In den meisten Gemeinschaften, die sich um einen spirituellen Lehrer bilden, werden solche Eigenschaften dann schlicht wegerklärt. Den Menschen wird beispielsweise erzählt, es sei z.B. für ihr Wachstum erforderlich gewesen, dass der an sich von Grund auf reine spirituelle Lehrer Sex mit einigen seiner Schülerinnen gehabt habe, oder seine Wut sei in Wahrheit die Verkörperung des Zorns Gottes auf die unwilligen Schüler. Auf diese Weise wird die Projektion im autoritätshörigen D+U+M=M – Prinzip weiter aufrecht erhalten und echtes Wachstum für alle beteiligten Menschen wird vermieden.
Einblick in meine eigenen Erfahrungen als spiritueller Lehrer
In den Jahren 1998 bis 2002 hatte ich selbst als spiritueller Lehrer in der Neo-Satsang-Szene im deutschsprachigen Raum gearbeitet. In der Endphase von Ende 2001 bis Frühjahr 2002 hatte sich eine kleine engere Gemeinschaft um mich und meine damalige Frau herum gebildet, wobei ich nach einigen Monaten bereits merkte, dass es (z.B. sexuell mit einer Frau aus der Gemeinschaft) in eine Richtung ging, mit der ich mich nicht wohlfühlte.
Als ich die Themen schließlich offen – zunächst mit meiner damaligen Frau und dann auch in der Gemeinschaft – ansprach, musste ich zunächst mit einigem Nachdruck dabei bleiben, um die Projektionen aus der Gemeinschaft zurückzuweisen und die formale Gemeinschaft schließlich auch aufzulösen. Das führte im weiteren Verlauf zu extrem feindseligem Verhalten einiger der ehemaligen Mitglieder der Gemeinschaft, mit denen ich an sich ein freundschaftliches Verhältnis angestrebt hatte.